Welche Konzepte gibt es bislang zur Festlegung der ethischen Werte bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz…
Die vier industriellen Revolutionen
Die vier industriellen Revolutionen, in der vierten stecken wir geraden am Anfang, haben die Menschheit dorthin geführt, wo wir uns im Jetzt befinden.
Zu Beginn der Ersten industriellen Revolution (1760–1840) stand die Erfindung der Dampfmaschine und daraus resultierend die Eisenbahn und dies läutete eine neue Ära der mechanischen Produktion ein. Die Zweite industrielle Revolution (1890–1920), die der Verbreitung von Elektrizität und der Verwendung des Fließbandes geschuldet war, führte zur Massenproduktion. Die Dritte industrielle Revolution, die in den 1960er Jahren begann, wird auch Digitale Revolution genannt, weil sie durch die Erfindung der Computer eingeleitet wurde und bis in die Jahrtausendwende andauerte.
KI und die Vierte industrielle Revolution
Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist ein essenzieller Teil der Vierten industriellen Revolution, die in etwa um die Jahrtausendwende begonnen hat. Sie wird auch die Zweite maschinelle Revolution genannt. Die Bereiche, die von dieser Revolution betroffen sein werden, oder es schon sind, sind mannigfaltig. Um einige zu nennen: Internet of things, maschinelles Lernen, intelligente Fabriken, KI…(vgl. Schwab 2016, S. 16ff).
Künstliche Intelligenz begegnet uns bereits in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Nennen wir als Beispiel selbstfahrende Autos, von Computersystemen gesteuerte Drohnen oder Übersetzungssoftware, aber auch Staubsaugroboter. Möglich ist dies alles durch exponentiell gestiegene Rechenleistung und die daraus resultierende Möglichkeit komplexe Algorithmen zu verarbeiten. Viele dieser Algorithmen sammeln Datenspuren, die die Menschen hinterlassen und werten diese in Echtzeit aus, dies führt wiederum zu maschinellem Lernen und daraus folgt wiederum die schnelle Entwicklung von Computern, die imstande sind, sich selbst zu programmieren. Dies führt zu persönlichen Assistenten, die uns in naher Zukunft unterstützen werden, den Alltag zu bewältigen. Sie erahnen im Idealfall unsere Bedürfnisse und helfen uns, unter Umständen auch ohne dass wir danach fragen müssen (vgl. Schwab 2016, S. 23f).
Die Vierte industrielle Revolution macht die Art und Weise, wie wir Menschsein definieren, zu einem völlig neuen Thema. Es sind neue Zugänge nötig, da wir uns teilweise bereits in Gebieten bewegen, die vor kurzer Zeit noch als „sience fiction“ bezeichnet wurden. Wir sprechen von Designer-Babies, der Verlängerung des Lebensalters um ein Vielfaches oder persönlichen Assistenten, die uns die tägliche Arbeit abnehmen und unseren Tag planen. An dieser Stelle passt das Zitat von Stephen Hawking, veröffentlicht in der Zeitung „The Independent“:
„Kurzfristig richten sich die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz danach, wer sie kontrolliert. Langfristig richten sie sich danach, ob sie überhaupt kontrollierbar sind … Wir alle sollten uns fragen, was wir jetzt tun können, um die Chancen zu erhöhen, die Vorteile zu nutzen und die Risiken zu vermeiden“ (Schwab 2016, S. 147 zit n. The Independent).
OpenAI
OpenAI ist eine gemeinnützige Forschungsorganisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Künstliche Intelligenz so weit zu entwickeln und zu steuern, dass sie mit möglichst größter Wahrscheinlichkeit dem Gemeinwohl der gesamten Gesellschaft dient und nicht davon abhängig Erträge erzielt. Diese Organisation, die sich um Sam Altman gruppiert hat, wird von Elon Musk und Microsoft unterstützt und hat aktuell zirka eine Milliarde US-Dollar Kapital, um ihre Pläne umzusetzen. Bei den Auswirkungen des Internets und Smartphones auf die Menschheit sind bereits viele Dinge bekannt, die von Forscher*innen und Fachleuten diskutiert werden, die nicht fassbaren Themen sind im Moment allerdings die synthetische Biologie und die KI. Es steht im Raum, dass wir bald genetisch vererbte Krankheiten korrigieren werden können oder dass die Menschheit Babies mit verändertem, verbessertem Erbmaterial produzieren wird. Diese Thematik wird die Menschheit vor schier unüberwindbare ethische sowie spirituelle Fragen stellen (vgl. Schwab 2016, S. 147f).
Auf der Website von OpenAI wird als Beispiele die semantische Suchfunktion von Wikipedia gezeigt. Auf die Frage „Why is bread so fluffy“ antwortet die KI mit der Erklärung, warum das so ist und nicht mit einer Liste von Artikeln, in der die verwendeten Wörter vorkommen. Es gibt hier unzählige Anwendungen, die der Idee von OpenAI gerecht werden, nämlich Künstliche Intelligenz möglichst vielen Menschen zu Verfügung zu stellen.
Was sollen wir mit diesen Möglichkeiten tun? Soll die Menschheit und die von Menschen geschaffene KI nur Krankheiten kurieren und Verletzungen schneller heilen lassen, oder soll Künstliche Intelligenz auch dafür verwendet werden, unsere Kinder zu optimieren? Wie gelingt es uns, unsere Freiheit, unsere demokratischen Strukturen zu erhalten, wenn wir immer mehr in die Abhängigkeit von intelligenten Netzwerken und Algorithmen geraten? Wo wird hier die Grenze gezogen bzw. ist es überhaupt möglich eine Grenze zu ziehen?
KI und Überwachung
In einem aktuellen Artikel auf orf.at wird berichtet, dass künstliche Intelligenz hilft, nach vermissten Personen zu suchen. Es werden bei dem an der Linzer Kepler-Universität entwickelten Verfahren viele Bilder zusammengerechnet, sodass das Bild wie von einer riesigen Linse aufgenommen erscheint. Danach kann die Schärfentiefe auf ein Minimum reduziert werden und dieses Material wird danach von künstlicher Intelligenz ausgewertet. Erst am Ende des Artikels steht, dass dieses Verfahren ebenfalls bestens für militärische und exekutive Zwecke einsetzbar ist. Hier zeigen sich die beiden Seiten einer Technologie, die in diesem Artikel völlig unreflektiert wiedergegeben werden (vgl. https://ooe.orf.at/stories/3077237/ 2020, 10:00 Uhr).
Meinung der Bevölkerung
Es ist zu beobachten, dass, sobald sich Technologie bewährt hat, die Zustimmung in der Bevölkerung steigt. Zu beobachten war dies zum Beispiel nach er ersten gelungenen In-vitro-Fertilisation in den USA im Jahr 1978. Umfragen zeigten, dass nach der Geburt des Babys die Zustimmung in der Bevölkerung von 18% Punkten auf 53% Punkte anstieg. Eine weitere Umfrage zeigte, dass auch die Zustimmung zu Embryonenselektion steigt, wenn es darum geht, Intelligenz zu fördern und Krebs bzw. Kinderkrankheiten zu bekämpfen. Wenn die Menschheit den menschlichen IQ mit Hilfe von Genmanitpulation erhöht, was wohl die nächste Stufe dieser Entwicklungen wäre, dann würde dies auch zu einer Beschleunigung dieses Prozesses führen, da dann ja auch das Potential der Gesamtbevölkerung steigen wird (vgl. Bostrom 2014, S. 68ff).
Gefühlt bin ich eher auf der Seite von Open AI als der Meinung von Nick Bostrom, der sagt:
„Wenn Sie einen Knopf haben, der Schaden in der Welt anrichten kann, würden Sie ihn nicht jedem verfügbar machen“ (Wikipedia.org 2020, 11:18 Uhr).
Eine Positionierung fällt mir sehr schwer, es sollte allerdings immer im Sinne des Individuums Mensch gehandelt werden. Die Einhaltung der Menschenrechte muss oberstes Ziel sein. Hier Artikel 1 des 1948 von der UNO beschlossenen Abkommens.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen“ (https://www.humanrights.ch 2020, 10:19 Uhr).